Bei einer gemeinsamen Lesung habe ich Julian Kurzidim kennen gelernt und den Sammelband „Der ängstliche Panther“. Dennis Riehle, der mit Julian Kurzidim in der Selbsthilfe zusammenarbeitet, beschreibt das Buch und die Problematik, auf die es antwortet, wie folgt:
„Als Schüchterner hat man es im Alltag nicht leicht. Mich mit Anderen unterhalten? Was denken die dann von mir? Von meiner Stimme? Von meiner Mimik und Gestik? Oder gemeinsam etwas essen. Wie halte ich die Gabel? Wie nehme ich mein Glas in die Hand? Sie beobachten mich und ziehen dann ihre Schlüsse. Das kann ganz schön schwierig werden, sich in einer Welt zu bewegen, in der ich mich minderwertig, als ständiges Ziel von Blicken und irgendwie stets als das hilfloseste Glied von allen empfinde. Soziale Phobie ist mehr als mangelndes Selbstbewusstsein. Die Angst davor, in der Gesellschaft zu versagen, nicht Teil des Miteinanders zu sein, das berührt das Innerste des Menschen.
Das Gute an alledem ist aber, dass ich nicht der Einzige mit diesem Problem bin. Denn für meine Furcht erhalte ich von Außenstehenden kaum Verständnis. Wieso auch? Sie haben – zumindest oberflächlich – ein gesundes Selbstwertgefühl. Und für mich eher Mitleid übrig. So denke ich es wenigstens. Und der, der ebenso schüchtern ist, der denkt das auch. Gemeinsam aber fällt es uns leichter, unseren Blick auch einmal umzudrehen. Und zu überprüfen, wie stimmig das ist, was wir uns an Bildern über uns und über die Anderen so ausmalen. Und für die, die uns nicht verstehen, ist es manches Mal gut, eine Erklärungshilfe zu haben.
Deshalb auch „Der ängstliche Panther“. In einer Sammlung aus Biografien, philosophischen Überlegungen, Problembetrachtungen und Gedanken zu Therapie und Selbsthilfe aus Sicht von Betroffenen wird dieses Gegenüber auf dem Papier zu einem Spiegel, der es ermöglicht, die eigenen Muster zu überdenken und zu hinterfragen, wie viel Selbstzweifel eigentlich gesund sind. Und nicht zuletzt ermutigen gerade Texte von denen, die eine ähnliche Geschichte teilen wie ich, dazu, deren Erfolg auch für meine Person auf die Probe zu stellen. Ein Buch, das aufklärt, das Anregung zur Lösungssuche sein soll und ein Rückgrat bei der schwierigen Arbeit, mich aus der Position des Zurückgezogenen wieder ins Leben vorzuarbeiten.“