Im Omnino Verlag erschienen ist das Buch „Mein Leben mit Psychose. Der Seiltanz zwischen Dunkel und Licht“ von Christine Kuhn.
Die Autorin beschreibt in ihrem autobiographischen Bericht, wie sie eine gewisse Zeit nach der Geburt ihres ersten Kindes eine Psychose entwickelt mit verstörenden Symptomen, einer Todessehnsucht und einer Unfähigkeit für ihre Kinder da zu sein. Immer wieder hadert sie mit der Tatsache, überhaupt Kinder zu haben. Es liest sich erschreckend, dass sie die Verantwortung für ihre Kinder gar nicht übernehmen konnte, im Gegenteil ihnen mutmaßlich sehr geschadet hat.
Auch in der einsetzenden Stabilisierung und Genesung bleibt bestehen, dass die autobiographisch berichtende Autorin nicht ganz in dieser Welt mit den anderen Menschen zuhause ist. Ihre Möglichkeiten, für und mit anderen zu sein, scheinen sehr begrenzt. Dennoch sucht die Autorin nach Möglichkeiten sich einzubringen und kleine Beiträge zu leisten, die von anderen geschätzt werden. Sie lässt den Kontakt zu ihrer Familie nie ganz abreißen, nähert sich ihr Schritt für Schritt wieder an. Sie sucht nach Orten, wo sie mit ihren Interessen wie Musik und Schreiben, Märchen und Gartenarbeit einen Beitrag leisten kann.
Das Buch macht auch von der Sprache her und sogar mit den gelegentlichen Tippfehlern den Eindruck von Verletzbarkeit und Verwundbarkeit. Immer wieder schildert die Autorin, wie sie sich fremd fühlt bei anderen, ihr bodenständig scheinenden Menschen. Das Leben und Erleben mit Psychose ist höchst unterschiedlich. Diese Art von Todessehnsucht und sich Wegwünschen aus der geteilten Welt sind nicht die Erfahrung aller Psychosebetroffener. Es scheint mir sogar eher ungewöhnlich zu sein, zumindest kenne ich keinen anderen Erfahrungsbericht, der das so ähnlich beschreibt. Anrührend an dem Buch ist aber, dass die Autorin eben auch nicht aus ihrer Haut kann, sich auch selbst fremd gegenübersteht, nicht versteht, warum sie Dinge so erlebt. Wie es ist, sich und anderen fremd und unbeheimatet zu sein, kann man gut in diesem Buch erfahren.
Das Buch ist keine leichte Lektüre, gerade wenn man nach der Verantwortung für die Kinder fragt. Als ein Einblick in eine mögliche Welt und ein Leben mit Psychose ist es aber durchaus lesenswert.