An Weihnachten will niemand allein sein. Die sozialen Netze vieler Betroffener oder prekär lebender Menschen sind aber oft klein. Manche spüren das schon im Advent. Wie sollte man damit umgehen?
Erst einmal: Es geht ganz vielen Menschen so. Die Familien sind jetzt oft recht gestresst. Sie wollen und sollen Vorfreude auf Weihnachten und harmonisches Miteinander leben. Die Ansprüche an das familiäre Miteinander sind hoch – doch oft ist die Adventszeit für Familienväter und -mütter eine besonders schwierige Zeit mit besonders vielen, teilweise unangenehmen Verpflichtungen. Menschen, die dagegen keine eigene Familie haben, werden darauf nun überall mit der Nase gestoßen. Advent und Weihnachten sind Familienfeste; die Feierlichkeiten sind auf Familien ausgerichtet. Viele Betroffene haben aber keine eigene Familie gründen können.
Wichtig ist, glaube ich, sich auch in dieser Zeit nicht einsam fühlen zu müssen. Dazu ist es gut, sich auf andere, einem wichtige Menschen hin zu orientieren. Wen können Sie mal anrufen? Welchen alten Kontakt wieder beleben? Wer würde sich über eine kleine Aufmerksamkeit, eine Karte, eine Nachricht von Ihnen freuen? An welchen Menschen denken Sie gerne? Wem sind Sie dankbar?
Viel mehr Menschen, als es Betroffenen scheint, würden sich über ein Lebenszeichen, einen Anruf, vielleicht sogar nach Jahren, eine Karte oder eine E-Mail freuen. Viel mehr Menschen, als es Betroffenen scheint, denken gerne an gemeinsame frühere Jahre. Wir sind alle doch irgendwo mit anderen verbunden, selbst wenn die Kontakte seit einiger Zeit nicht mehr bestehen oder weniger eng sind.
In der Adventszeit ist es natürlich schön, sich auch mal Plätzchen zu backen und die Wohnung ein wenig zu schmücken. Adventsstimmung wird sich aber wohl eher einstellen, wenn wir jemanden zu einem Kaffee mit Plätzchen einladen oder wenn wir mit jemandem gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt gehen. Wenn Ihnen da spontan niemand einfällt, vielleicht können Sie eine frühere Freundschaft wieder beleben? Wenn Ihnen da auch niemand einfällt, vielleicht kann man eine Nachbarin oder einen Nachbar mal freundlich ansprechen? Oder vielleicht zu einer Feier in einer Kirchengemeinde oder einem Nachbarschaftszentrum gehen?
Wenn das alles nicht infrage kommt, vielleicht wäre es gut, sich für das neue Jahr das Entwickeln von 1-2 Freundschaften vorzunehmen? An Orte zu gehen, wo man auf andere Menschen trifft, und einfach zu sehen, ob man sympathisch auf jemanden wirkt?
Ich kenne selbst Lebensphasen, in denen es mir sehr schlecht ging und ich nur ein ganz kleines soziales Netz hatte. Dann fühlt sich diese Jahreszeit eher einsam an. Ich habe aber auch erlebt, wie sich diese Situation gewandelt hat, über die Jahre, mit vielen kleinen, immer neuen Schritten. Im Advent sind wir auf dem Weg zum Weihnachtsfest. Machen Sie sich doch auch auf den Weg zu erfüllenden Beziehungen und Kontakten!