intakt e.V.: Selbsthilfe bei sozialen Ängsten

Schüchterne und Menschen mit Sozialphobie ziehen sich zurück und leben mit einer Mauer um sich herum. Sie reden nicht viel und beteiligen sich kaum an Gesprächen. Die Unsicherheit im Umgang mit anderen kann zu Selbstwertproblemen, Arbeitslosigkeit und Isolation führen. Im Alltag zeigen sich  Ängste z.B. im Bewerbungsgespräch oder dabei, Wünsche zu äußern und zu erreichen. Engere Kontakte werden schwierig, weil man dabei eigene Schwachstellen nicht mehr verbergen kann.

Leider werden die Stärken dieser Menschen unsichtbar: Oft sind sie sensibel und könnten damit in einer lauten Welt korrigierend wirken. In der Einsamkeit sind ihre Vorlieben nicht durch Trends beeinflusst und daher innovativ. Viele Erfindungen und Fortschritte wurden von Schüchternen erreicht.

Laut Untersuchungen haben bis zu 13 Prozent der Bevölkerung Ängste oder Selbstwertprobleme, die das Leben beeinträchtigen. Das Problem ist in der Gesellschaft trotzdem kaum sichtbar, weil Betroffene ihr Leiden verstecken und sich entsprechend zurückziehen. Dadurch steht es der eigenen Lösung im Weg: Die Erfahrungen im Umgang mit anderen lassen eine ähnliche Erfahrung auch in der Gruppe befürchten. Viele Menschen wünschen sich eine Hilfe gegen ihre sozialen Ängste, doch nur wenige von ihnen finden den Mut, in eine Selbsthilfegruppe zu kommen.

„Gruppen für Einsame“ wirken zunächst paradox, zeigen aber das Ziel – es soll ja aus der Einsamkeit herausgehen.

Hier möchte der intakt e.V. helfen. Er ist als Dachverband mehrerer (zurzeit 11) Selbsthilfegruppen entstanden. Diese unterstützt er auch durch Informationsmaterial und Öffentlichkeitsarbeit. Das größte Projekt bisher ist das Buch „Der ängstliche Panther“, an dem sich 18 Menschen mit ihren Erfahrungen beteiligten.

Besonderen Wert legt intakt e.V. darauf, den Begriff der Angstselbsthilfe weit und alltagstauglich zu fassen. Die Menschen sollen sich ihre eigenen Stärken bewusst machen, sie zeigen, sich und anderen damit nützen. Auch vieles, was nach Alltag oder Zeitvertreib aussieht, kann Therapie sein. So hilft beispielsweise schon ein Gespräch über Fußball aus der Isolation, weil diese Menschen auch für ihre Lieblingsthemen oft kaum Partner haben. Aktionen wie Grillparty oder Stammtisch erfordern Vertrauen zu anderen, das in der Gruppe gelernt und geübt werden kann.

Julian Kurzidim ist der Vorsitzende von intakt e.V.

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