Prins/Schernus „Wir sind weit miteinander gegangen“

Im Paranus Verlag erschienen ist das Buch „Wir sind weit miteinander gegangen. Eine Psychiatrie-Erfahrene und eine Psychotherapeutin im Gespräch“ von Sibylle Prins und Renate Schernus, mit Fritz Bremer.

Das Buch besteht aus neun Gesprächen, in denen Fritz Bremer Sibylle Prins und Renate Schernus interviewt, zu ihrer gemeinsamen Geschichte, aber auch diversen aktuellen psychiatrischen Themen. Frau Schernus ist eine Mentorin von Frau Prins und diese Zusammenarbeit war für beide Seiten fruchtbar. In diesem Buch reflektieren beide ihre Zusammenarbeit und allgemeiner die Möglichkeiten guter Zusammenarbeit von Psychiatrie-Erfahrenen und Professionellen, sowie allerlei andere interessante psychiatrische Themen.

Für jeden, der Interesse hat an der Zusammenarbeit mit Psychiatrie-Erfahrenen, mit EX-INlern oder der Selbsthilfebewegung, ist dies ein gewinnbringendes Buch. Wie kann das gelingen, wenn die Beziehung zwischen Profis und Erfahrenen nicht mehr rein klinisch ist? Wie kann sogar so etwas wie Freundschaft entstehen, wenn doch die Erfahrene vielleicht erneut Hilfe brauchen könnte oder wenn es damit für den Profi viel schwieriger wird sich abzugrenzen? Wie das geht, erfährt der Leser in diesem Buch.

Nun ist es mittlerweile ja eine Art Modebewegung die Betroffenen mit einzubeziehen. Dass das gar nicht so einfach ist, dass es dabei auch Fallstricke gibt, dass die Bedingungen, unter denen die Betroffenen eingeladen werden mitzuarbeiten, selten fair sind – auch das kann man hier lesen. Dass diese Zusammenarbeit aber auch ein großer Gewinn sein kann für alle Seiten, so wie Sibylle Prins ein Gewinn ist für die Sozialpsychiatrie und so wie für sie diese neue Rolle als Autorin und Referentin ein ungeahnter Gewinn ist – auch das wird durch die Lektüre dieses Buchs klar.

In einem Sprichwort aus früheren Zeiten einer anderen Emanzipationsbewegung heißt es: Hinter jedem großen Mann steht eine große Frau, die ihm den Rücken freihält. Auf die Psychiatrie bezogen scheint mir Folgendes wahr zu sein: Hinter jeder aktiven Psychiatrie-Erfahrenen steht ein Professioneller oder eine Professionelle, die sie fördert, als Partner auf gleicher Ebene anerkennt und sie unterstützt. – Auch meine diversen Aktivitäten als Psychiatrie-Erfahrene wären nicht denkbar ohne solche Förderung.

Insofern ist dieses Buch auch Werbung: Dass einzelne Professionelle einzelne Psychiatrie-Erfahrene fördern mögen, indem sie eine rein klinische Beziehung aufgeben und stattdessen einen Beitrag leisten, damit die Erfahrenen Erfolg haben können. Aus diesen einzelnen Beziehungen kann nicht nur Gewinn für die einzelnen Beteiligten entstehen, sondern für die gesamte Sozialpsychiatrie. So wie Sibylle Prins heute Studenten und Praktiker unterrichtet, so wie sie mit ihren Büchern zum Nachdenken anregt, so wie sie in der Selbsthilfe und als Vortragende andere inspiriert.

Auf dass noch mehr Psychiatrie-Erfahrene und Professionelle weit miteinander gehen mögen!

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