Die meisten Menschen, die sich eine Schizophrenie-Diagnose einfangen, sind in ihren 20ern. Sie haben ihr Leben noch vor sich. Aber was ist möglich in diesem Leben – mit Schizophrenie?
Meiner Erfahrung nach ist ganz vieles möglich. Manche Menschen mit Schizophrenie haben ein schreckliches Leben. Andere ein sehr gutes und erfüllendes. Manche schaffen ihre Ausbildung nicht. Andere schließen ein Studium ab. Manche bleiben einsam. Andere heiraten und haben viele Freunde. Manche werden frühzeitig in Rente geschickt. Andere finden ihre Nische in der Arbeitswelt. Ganz vieles ist möglich – mit Schizophrenie.
Schizophrenie ist eine Krankheit, bei der man zum Zeitpunkt der Diagnose wenig darüber sagen kann, inwiefern die Menschen in ihrem Leben eingeschränkt sein werden. Manche sind psychisch behindert. Andere recht normal. Manchen hilft die Behandlung, die die Psychiatrie heute anbietet. Anderen hilft sie nicht wirklich. Manche haben nur ein- oder zweimal mit psychotischen Erfahrungen zu tun. Andere kämpfen ständig damit.
Die Psychiatrie sagt, dass Schizophrenie eine Krankheit ist, die oft zu einer psychischen Behinderung führt, die zu Leistungsminderungen und anderen Einschränkungen führt: Schizophrenie gilt vielen als die schwerste psychische Erkrankung.
Und trotzdem kann man nicht im Einzelfall vorhersagen, inwiefern Schizophrenie ein Leben prägen wird. Dazu sind die Verläufe zu unterschiedlich. Und auch die Lebensläufe von Menschen mit Schizophrenie.
Ich glaube, dass man im allgemeinen noch mehr darüber nachdenken muss, worin diese großen Unterschiede bei gleicher Diagnose begründet liegen. Manche sagen, dass es sich sogar um verschiedene Krankheiten handelt, die sich mit ähnlichen, schizophrenen Symptomen äußern. Andere sagen, dass der Unterschied im Grad der sozialen Unterstützung liegt, die die Menschen erfahren.
Das mit der sozialen Unterstützung ist sicherlich sehr wichtig. Ohne Familie und Freunde, Kollegen und Lehrer und viele andere sind positive Verläufe bei Schizophrenie nicht denkbar. Aber die kranken Menschen unterscheiden sich auch darin, inwiefern es ihnen gelingt durch ihre aktiven Bemühungen, soziale Unterstützung für ihre Projekte zu finden.
Eine der Herausforderungen, vor die Menschen mit Schizophrenie uns stellen, ist, ob die Gesellschaft bereit ist, Menschen sozial zu unterstützen, die ein wenig anders sind. Eben verrückt. Ohne diese Unterstützung sind wir Menschen mit Schizophrenie verloren. Ohne diese Unterstützung bleiben wir im Geflecht unserer psychotischen Ängste hängen. Und leben ein trauriges Leben.
Sind auch Sie bereit, in Ihrem Alltag Menschen zu unterstützen, die aufgrund einer Krankheit etwas verrückt sind?