Eigentlich mag ich es nicht, wenn Stabilität bei einer psychischen Erkrankung als Ziel ausgegeben wird. Es klingt für mich nach Stagnation. Wo bleibt das gute Leben? Wo Teilhabe? Aber in diesen besonderen Zeiten mit Corona, in denen wohl kein Mensch ein gutes Leben mit guter Teilhabe hat, sollte es für uns Betroffene um Stabilität gehen.
Zurzeit wissen wir nicht, wie sich die Pandemie in unserer Gesellschaft weiter entwickeln wird. Wir wissen nicht, wie viele Menschen schwer erkranken werden und ins Krankenhaus müssen. Die allermeisten von uns werden den Virus ohne gesundheitlichen Schaden überleben. Aber es macht Angst, dass wir vielleicht uns sehr wichtige Menschen verlieren könnten oder dass unsere Ansprechpartner in den Arztpraxen, Psychiatrischen Institutsambulanzen oder bei den psychosozialen Trägern nicht mehr zur Verfügung stehen. In dieser ungewissen Zeit und unter den beträchtlichen Belastungen ist Stabilität jetzt sehr wichtig.
In den letzten 1-2 Wochen haben wir wohl alle unseren Alltag umgestellt: Das, was wir zum Teil schon seit Jahren praktizieren, um gesund zu bleiben, ist nun zumeist nicht mehr möglich: der direkte Kontakt mit uns wichtigen Menschen, Sport im Fitnessstudio, Gruppen, Freunde treffen, mit jemandem einen Kaffee trinken gehen. Es ist sehr wichtig, all diese Dinge nun NICHT zu tun. Aber es ist genauso wichtig, an ihrer Stelle ANDERE Dinge zu tun, die uns jetzt helfen, stabil zu bleiben.
Überlegen Sie für sich, was Sie zuhause tun können, das Ihnen jetzt helfen würde. Mir hilft, manchmal einen Kuchen für mich zu backen. Am liebsten nach einem Rezept meiner Oma. Mir hilft auch, weiterhin alleine spazieren zu gehen und so Bewegung an der frischen Luft zu haben. Mir hilft, etwas für mich zu kochen und überhaupt die häuslichen normalen Abläufe beizubehalten. Mit Freunden und Kollegen zu telefonieren. Mich mal wieder per E-Mail bei Menschen zu melden, die ich nur selten sehe. Im kleinen Rahmen etwas Gutes für andere zu tun. Musik hilft natürlich jetzt!
Die letzten Tage werden für uns alle schwierig gewesen sein: Eine schwierige Umstellung unseres Alltags. Probieren Sie aus, was Sie jetzt tun können, damit es Ihnen gut geht. Seien Sie nicht unnötig hart zu sich selbst, gönnen Sie sich das Stück Schokolade. Niemand von uns weiß, was in den nächsten Wochen noch auf uns zukommt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie körperlich gesund und psychisch stabil bleiben!
Ihre Svenja Bunt